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Abschied

O Täler weit, o Höhen, O schöner grüner Wald,

Du meiner Lust und Wehen andächtger Aufenthalt!

Da draußen, stets betrogen, saust die beschäftigte Welt.

Schlag noch einmal die Bogen um mich, du grünes Zelt!

 

Wenn es beginnt zu tagen, die Erde damft und blinkt,

Die Vögel lustig schlagen, daß dir dein Herz erklingt:

Da mag vergehn, verwehn das trübe Erdenleid,

Da sollst du auferstehen in junger Herrlichkeit!

 

Es steht im Wald geschrieben ein stilles, ernstes Wort

Von rechtem Tun und Lieben und was des Menschen Hort.

Ich habe treu gelesen die Worte, schlicht und wahr,

Und durch mein ganzes Wesen wards unaussprechlich klar.

 

Bald werd ich dich verlassen, fremd in die Fremde gehn,

Auf buntbewegten Gassen des Lebens Schauspiel sehn;

Und mitten in dem Leben wird deines Ernsts Gewalt

Mich Einsamen erheben, so wird mein Herz nicht alt.

    Joseph von Eichendorff

 

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